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Aktueller Kommentar

Drei Viertel aller Russen: Sowjetzeit war die historisch beste Zeit - Stalin an der Spitze

Gemäß einer vom Lewada-Zentrum durchgeführten Meinungsumfrage halten drei Viertel aller Einwohner Russlands die Sowjetepoche (1917-1991) für die beste Zeit in der Geschichte des Landes. Sie verbinden mit ihr Stabilität und Zukunftssicherheit, gutes Leben im Land und für sich persönlich. 65 Prozent aller Befragten bedauern den Zerfall der Sowjetunion, ebenso viel halten ihn für vermeidbar.

Gleichzeitig treten 58 Prozent für einen Sonderweg Russlands ein, 28 % für die Rückkehr zur Sowjetunion, und nur 10 % werten die (west-)europäische Entwicklungsvariante als positiv.

Über diese Ergebnisse informierte die russische Zeitung "Wedomosti" am 23. März 2020.

Gleichzeitig veröffentlichten die "Wedomosti" Grafiken über die Entwicklung der russischen Meinungen zu ähnlichen Themen. Auf die Frage nach den zehn hervorragendsten Persönlichkeiten aller Zeiten und aller Völker nannten 38 Prozent Josef Stalin, 34% Wladimir Putin und den Dichter Alexander Puschkin, 32 % Wladimir Lenin und 29 % Peter I. Im Jahr 1989 hatte Lenin noch mit 72 % aller Stimmen weit vor allen anderen Persönlichkeiten gelegen.

Als charakteristische Eigenschaften der Sowjetzeit bezeichneten die Befragten "die Sorge des Staats um die einfachen Menschen" (59 %), "Fehlen nationaler Konflikte, Völkerfreundschaft" (46 %), "erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung, keine Arbeitslosigkeit" (43 %), "ständige Verbesserung des Lebensstandards" (39%). Schlangen, Mangelwaren, Lebensmittelkarten hielten nur 24 % der Befragten für erwähnenswert.

Die Umfrage-Ergebnisse, besonders die positive Bewertung Stalins, korrespondieren mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Opfern der Stalinschen Repressionen. Der Wissenschaftler Wiktor Nikolajewitsch Semskow (1946-2015) hat in seinen Büchern "GULAG (historisch-soziologischer Aspekt)" und "Stalin und das Volk: Warum es keinen Aufstand gab" ausgeführt:

  • von 1918 bis 1958 wurden 2,5 % der Bevölkerung Repressionen unterzogen, d.h. die Repressionen hatten begrenzten Charakter und betrafen die Mehrheit des sowjetischen Volkes nicht
  • die sowjetische Gesellschaft hat Stalins Regime eher unterstützt als gefürchtet
  • der Mehrheit garantierte das stalinsche System Möglichkeiten zum Aufstieg und zur Teilnahme am öffentlichen Leben

Semskow bezog sein Wissen aus der Mitarbeit in einer 1989 von der Akademie der Wissenschaften eingesetzten Historikerkommission zur Untersuchung der Bevölkerungsverluste in der Sowjetunion. Damit hatten er und seine Kollegen Zugang zu den geheimen Statistiken der Sicherheitsorgane OGPU/NKWD/MWD/MGB. "Не сталинист, но факты уважает" - "Er ist kein Stalinist, achtet aber die Fakten", schrieb Sergej Kara-Mursa über ihn.

Die Bücher Semskows können hier in Auszügen heruntergeladen werden.


2020-03-25


Schargunow ist neuer Chefredakteur der Zeitschrift »Junost«

Sergej Schargunow ist neuer Chefredakteur der Literaturzeitschrift »Junost« (Юность). Das gaben die Zeitschrift und Schargunow heute bekannt. »Wir haben eine hervorragende Nachricht! Uns erwarten große Veränderungen!!!« Mit diesen Worten kündigte die Zeitschrift auf ihrer Facebook-Seite den Wechsel an. Junost existiert seit 1955 und machte sich einen Namen als Publikation für junge, an russischer Poesie und Prosa interessierte Leser. Gegründet von Valentin Katajew, druckte sie Werke fast aller berühmten sowjetischen Schriftsteller, von Anna Achmatowa bis Andrej Wosnesenski.
Die Restauration des Kapitalismus ist der Zeitschrift so wie fast allen Publikationen hochwertiger Literatur schlecht bekommen. Ihre Auflage sank von monatlich 3,1 Mio. Exemplaren im Jahr 1989 auf 3500 in diesem Jahr.
Sergej Schargunow ist als Autor des literarischen Manifests »Negation der Trauer« (auf dieser Website in Deutsch zu lesen) sowie als Verfasser von Romanen (»1993«) und Erzählungen in Erscheinung getreten. Mit dem genannten Manifest hat er Wesentliches zum Aufschwung des neuen Realismus in der russischen Literatur beigetragen.
Es ist zu hoffen, dass »Junost« sich künftig stärker dem Realismus verbunden fühlt und damit einer schöpferischen Methode, die in der Literatur weltweit führend ist.
Die Ernennung Schargunows bekäftigt auch das Engagement dieser Website für den neuen Realismus und seine Autoren wie Sachar Prilepin und Jelena Tuluschewa.


2019-05-04


Obama in Berlin: Der Gaukler

So betrügt er die Welt: Zuerst lässt er sich den Friedensnobelpreis verleihen, danach steigt er in drei Kriege (Jemen, Libyen, Syrien) neu ein und führt vier Kriege seines Vorgängers Bush jun. (Afghanistan, Irak, Pakistan, Somalia) fort. Er ist stolz darauf, einen Menschen ohne Gerichtsurteil exekutiert zu haben (Bin Laden); er führt das jeglicher Rechtsprechung entzogene Gefangenenlager Guantanamo fort. Der „Tagesspiegel“ bleibt - mit sanfter Kritik an dem Mann - beim Urteil: „Unser Präsident“.


2018-12-04


Shores Alfjorow verstorben: Wissenschaftler, Kommunist, Jude

In Petersburg ist am Freitag (1.3.2019) der Nobelpreisträger Shores Alfjorow verstorben. Seine Biografie ist durch mehrere Umstände bedeutsam. Zuerst legten ihm seine Eltern (die Jüdin Anna Rosenblum und der Bjelorusse Iwan Alfjorow) bei der Geburt 1930 die marxistische Weltanschauung in die Wiege - indem sie ihm den Vornamen Jaurès (nach dem französischen Sozialisten Jean Jaurès) gaben. Die Sowjetmacht eröffnete dem begabten jungen Mann alle Chancen zur Qualifizierung: zunächst in Minsk (Bjelorussland), später in Leningrad. Dort nahm er ab 1953 an der Entwicklung der ersten sowjetischen Transistoren teil; Halbleiter- und Lasertechnik standen im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, die im Jahr 2000 mit dem Physik-Nobelpreis geehrt wurde.
Alfjorow verband stets Wissenschaft und Politik, als Komsomolze wie als KPdSU-Mitglied (Eintritt 1965). Der KPdSU blieb er bis zu ihrer erzwungenen Auflösung treu; ab 1999 bis zu seinem Tode war er parteiloses Mitglied der KPRF-Fraktion in der Duma. Als Atheist wandte er sich gegen die von Putin betriebene Reklerikalisierung des Bildungswesens und als Kommunist gegen die soziale Spaltung der russischen Gesellschaft. Berühmt ist seine Parabel über ein Weinglas: „Der Inhalt dieses Glases gehört leider allerhöchstens zehn Prozent der Gesellschaft. Der Fuß, auf dem das Glas steht, das ist der Rest der Gesellschaft.“


2019-03-03


Fall Kisseljow: Bayerische Tendenzjustiz?

Man stelle sich vor: Die bayerische Justiz hat in einem dieser Tage abgeschlossenen Verfahren den syrischen Staatsbürger Ahmad M. zu 27 Monaten Haft verurteilt. Ahmad M. wurde die „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ nach § 89a Strafgesetzbuch zur Last gelegt; er hatte sich über mehrere Jahre daran beteiligt, die Sicherheit des syrischen Staates zu beeinträchtigen, indem er bewaffnete Einheiten ausrüstete und kommandierte, die für den Tod tausender Syrer verantwortlich sind.
Bis es zu einem solchen Urteil kommt, muss noch viel Wasser die Isar herunterfließen. Bis jetzt laufen in Deutschland viele Kämpfer der sogenannten syrischen Opposition frei herum, die für den Tod zahlreicher Syrer verantwortlich sind. Von Gerichtsverfahren gegen solche Terroristen ist nichts zu hören. Dafür legt sich die bayerische Justiz ins Zeug, um Menschen zu bestrafen, die im Donbass ihr Leben riskieren, damit diese Territorien von Angehörigen profaschistischer Bataillone befreit werden. Ende Februar wurde deshalb Sergej Kisseljow vom Landgericht München zu 27 Monaten Haft verurteilt. Das Urteil hat außerdem einen bitteren Beigeschmack: Liest man den Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1. März 2019, entsteht der Eindruck, Sergej Kisseljow wurde auch deshalb bestraft, weil sein Onkel Dmitrij Kisseljow regelmäßig im russischen Fernsehen die Kriegspolitik der NATO entlarvt.


2019-03-03


Sascha Lobo als Verschwörungstheoretiker

Bisher habe ich geglaubt, dass der mit Irokesen-Frisur auftretende Spiegel-Kolumnist Sascha Lobo wenigstens etwas von IT und Medien versteht. Nach der Lektüre seiner neuesten Spiegel-Kolumne muss ich sagen: Das ist nicht so. Lobo übernimmt kritiklos verschwörungstheoretische Propapaganda, wie sie Timothy Snyder oder die BBC verbreiten. Sogar hinter den »Impfkritikern« soll Putin stehen. Auch eine wissenschaftliche Analyse unserer »Lückenpresse« wird von ihm wissentlich verschwiegen. Lobo macht sogar aus "De omnibus dubitandum", dem wahrscheinlich von Descartes formulierten Grundsatz jeder Erkenntnis, einen "Trick der Propagandageschichte": »Wer fordert: "Zweifeln Sie an allem!", der ignoriert nicht nur en passant die messbare Realität - er verhindert vor allem Zweifel am Absender dieser Botschaft selbst«, schreibt er. Sascha Lobo als Totengräber der Rationalität — was für eine Überraschung.


2018-12-04


Vertrauen in Putin und Merkel

Der heutige Tagesspiegel freut sich: Die Unzufriedenheit der Russen mit Putin wächst, wegen der Rentenreform in diesem Jahr. Was die Zeitung weglässt: Neoliberale Politik ist überall auf der Welt gegen die Bevölkerung gerichtet und stößt deshalb überall auf eine wachsende Unzufriedenheit. Das ist in Deutschland, wo die CDU bei Wahlen nur noch Verluste einfährt, nicht anders als in Russland. Würde in Russland heute ein neuer Präsident gewählt, bekäme Wladimir Putin immer noch 45% der Stimmen. Das ist genau so wenig wie im Februar 2014, also kurz nach dem Euromaidan, bei dem Putin und seine Panzer durch Abwesenheit glänzten. Heute kommt kein anderer Kandidat in Russland auf derart hohe Zustimmungswerte wie Putin. Der kommunistische Kandidat Pawel Grudinin schneidet als zweitbester ab, mit 10%.


2018-11-23


Wallfahrtsort

In der FAZ von heute findet sich ein Reisebericht des Basler Professors Frithjof Schenk über die Solowezki-Inseln. Schenk ist nicht der erste deutschsprachige Hochschullehrer, der seine Studenten dorthin führt. Die Wallfahrtstradition von deutscher Seite hat meines Wissens Karl Schlögel 2001 (Viadrina) begründet. Schlögel und Schenk beschweigen peinlich die düstere Seite der Klosteranlage in der Zeit vor 1917: seit 1554 wurde die Inselgruppe als Verbannungsort genutzt. Schenk lässt immerhin erkennen, dass es »einzelne prominente Häftlinge der Zarenzeit« gegeben hat. So geht die von Professor Ulrich Treusch beschriebene Malaise der deutschen Presse: sie ist vor allem eine »Lückenpresse«. Um die Lücke zu füllen, ist es dringend notwendig, dass Sachar Prilepins Roman »Das Kloster« endlich in deutscher Sprache erscheint. Schenk kennt wahrscheinlich sogar den 2014 erschienenen Roman.


2018-10-22


Selbsternannter Sprecher

Die »Tagesschau« am Sonntag Abend meldet an erster Stelle die beunruhigendste Nachricht der letzten 30 Jahre — die USA wollen den INF-Vertrag aufkündigen. Zur Erinnerung für alle, die in den 80er Jahren schon erwachsen waren: Mit diesem Vertrag wurden sowohl die sowjetischen »SS 20«-Raketen als auch die für den ersten Enthauptungsschlag vorgesehenen »Persing 2« und »Cruise Missiles« verboten. Ohne INF-Vertrag rückt ein Atomkrieg in Europa wieder in den Bereich des Möglichen. Das lässt die »Tagesschau« weg und präsentiert uns einen - in diesem Fall zu Recht - besorgten »russischen Militärfachmann« namens Pawel Felgengauer. Wer allerdings gedacht hatte, dieser Spezialist würde die russischen Besorgnisse zum Ausdruck bringen, irrt sich. Felgengauer ist so etwas wie der selbst ernannte NATO-Sprecher in Moskau, der in der Zeitung »Nowaja gaseta« regelmäßig Meinungen des Brüsseler NATO-Hauptquartiers unters Volk bringt.


2018-10-21


Georgien in Frankfurt

In diesem Jahr ist Georgien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Viele deutsche Medien heben daher den für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominierten Roman der in Berlin lebenden Georgierin Nino Haratischwili »Die Katze und der General« hervor. Doch Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn Seitenhiebe auf Russland und Putin fehlen würden. »Der Spiegel« hat der Autorin ausführliche Gelegenheit dazu gegeben. Pech nur für die Russophoben, dass »Die Katze und der General« von vielen Literaturkritikern verrissen wird.


2018-10-08


Komsomolka an der Seite der AfD

In einem Bericht aus Berlin stellt sich die russische Massenzeitung »Komsomolskaja prawda« (genauer: Edward Tschesnokow, ihr Korrespondent in Berlin) an die Seite der AfD. Anlass seiner Attacke auf die Berliner Antifa ist ein frisches »NAZIS RAUS!«-Graffiti an der Hauswand des Büros von Beatrix von Storch. Tschesnokows Ansicht nach hat die AfD keineswegs etwas mit Nazis oder Neonazis gemein. Er unterschlägt, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland und andere jüdische Vereinigungen sich von der AfD deutlich distanziert haben: »Die AfD ist antidemokratisch, menschenverachtend und in weiten Teilen rechtsradikal«, heißt es in einer Erklärung. Sie sei eine »Partei, in der Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Schoa ein Zuhause haben«. Quelle
Ein Leser der Komsomolka fasst in einem Kommentar unwidersprochen den Artikel so zusammen: »Kurz gesagt, egal ob Migranten oder Antifa, alle gehören ins KZ als Feinde der Nation.« Qelle
Meine Meinung: Die AfD ist ebenso ein »Freund Russlands« wie die Reichswehr-Generalität im Deutschland der zwanziger Jahre. Diese »Freundschaft« mündete später in den Plan Barbarossa zum Überfall auf die Sowjetunion.


2018-10-05


Schweigen im Walde

Vor 25 Jahren, in der Zeit von 28. September bis 5. Oktober, zeigten viele Moskauer, was sie von Präsident Jelzin und den Seinen hielten: nichts. Die Abgeordneten des Parlaments waren auf ihrer Seite. Jelzin zeigte daraufhin, was er von Demokratie hält: ebenfalls nichts. Das »Weiße Haus« (das Parlamentsgebäude) ließ er mit Granaten beschießen. Kanzler Kohl unterstützte das. Am 5. Oktober 1993 hatte Jelzin gesiegt. Auf den Straßen Moskaus lagen so viele Tote wie nie zuvor seit 1917.
Anfang Oktober wäre Zeit gewesen, sich der Ereignisse zu erinnern. Doch in Deutschland herrschte fast totales Schweigen im Blätterwald. Warum wohl? Scham über den selbst ernannten Vorkämpfer der Demokratie? Schlechtes Gewissen?


2018-10-03